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Zur Zeit haben die Pinguine bei uns die politische Macht

Wir finden die „politischen Pinguine“ in allen Teilen der Gesellschaft.
Bedrohlich sind sie aktuell vor allen Dingen in der Regierung, im Parlament und in den Leitmedien –
die „Schwarz-Weiß-Denkenden“.

Das Schwarz-Weiß-Denken ist per Definition ein dualistisches Denkmuster, das komplexe Sachverhalte in zwei gegensätzliche Kategorien unterteilt, wobei Zwischentöne oder Nuancen vernachlässigt werden. Es betrachtet die Welt in extremen, oft unversöhnlichen Begriffen wie “richtig” und “falsch”, “gut” und “böse”, “schwarz” und “weiß”. Ich will die Pinguine nicht diskriminieren, aber mir gefällt es, sich die „schwarz-weiß-urteilenden“ Menschen als Pinguine vorzustellen. Als Entscheidungsträger im politischen Raum sind sie jedoch nicht als niedliche Geschöpfe anzusehen. Dort kann ihr Schwarz-Weiß-Denken à la Ampelregierung z. B. auch verheerende Folgen haben.

In Deutschland finden wir eine sich zunehmend verstärkende Tendenz, Themen grundsätzlicher Art dualistisch polarisierend in Schwarz-Weiß-Kategorien anzugehen, um sie in nur zwei Extremen anzugehen und beschreiben zu müssen. Das vereinfacht die Denkarbeit macht sie aber nicht reichhaltiger und schon gar nicht automatisch besser, richtiger oder qualifizierter. Ein einfaches „Schwarz-Weiß-Denkkorsett“ und eine reduzierte Betrachtung von Einzelelementen und das Außerachtlassen der Verflechtungen im Ganzen, kann heute nicht mehr funktionieren. Zu keiner Zeit in der Menschheitsgeschichte verfügen die meisten von uns über hinreichende Hintergrund-Informationsmöglichkeiten. Sehr zum Leidwesen der uns Regierenden.

Das deutsche Pinguin-Denkkastensystem spiegelt sich in unterschiedlichen Themenbereichen:
China schlecht – USA gut, Israel gut – Palästina schlecht, die EU gut – England schlecht, Biden gut – Trump schlecht, Impfbefürworter gut – Impfgegner schlecht, Osten schlecht – Westen gut, AfD schlecht – alle anderen Parteien gut, links gut – rechts schlecht, Islambefürworter gut – Islamkritiker schlecht, Massenmedien gut – Informationsplattformen im Internet schlecht, DDR schlecht – BRD gut, Migrationsenthusiasten gut – Massen-Migrationskritiker schlecht, Religion gut – Religionskritiker schlecht, Merkel gut – Schröder schlecht, Nato gut – alles andere schlecht, Klima…..na sie ahnen es schon, usw. usf.

Bestes Beispiel für ein klassisches deutsches Pinguin-Denken ist auch das Ukraineproblem: Biden und Selenskyj gut – Putin schlecht. Das heißt auch, die USA marschierten in den Irak ein – gut, Russland marschierte in die Ukraine ein – schlecht. Israel nimmt sich 1948 ein Stück bewohntes Land – gut. Russland nimmt sich die Krim – schlecht. Dieser Schwarz-Weiß-Tunnelblick könnte bequem unbegrenzt fortgesetzt werden.

Was bedeutet das Pinguin-Denken aktuell für Deutschland?
„Wissenschaftsbasierte“ Pinguin-Patenterklärung: Putin weg und die Welt dreht sich wieder in ihrer normalen Bahn. Die Regierung posaunt tagtägliche die Parole in die Medien: „Putin ist an allem schuld!“ (vermutlich auch an der Gletscherschmelze). Nach der Denkart der deutschen, europäischen und internationalen Polit-Pinguine ist Putin der zu bekämpfende größte Bösewicht auf Erden. Eroberungswütig will er neben der Ukraine ein Land nach dem anderen erobern. Als dies zu verhindernde Gegenmacht spielt sich die alle Kontinente dominieren wollende imperiale Großmacht USA auf. Ihr zur Seite bzw. unterstellt, stehen alle deutschen Regierungen. Das politische Zoogehege dieser Pinguingattung von Baerbock über Scholz und Lindner bis Merz bilden das USA-Nato-Verteidigungskonsortium in Europa. Sie fühlen sich als die wahren und einzigen VertreterInnen eines „friedvollen und freiheitlichen Nato-Westens“, der fehlerfrei, wertebasierend, demokratisch, gendergerecht, frauenfördernd, liberal usw. berechtigt ist sich überall einzumischen, um die Geschicke dieser Welt in ihrem Interesse zu lenken. Mit diesen schönklingenden Eigenschaftswörtern beweihräuchern sie sich täglich aufs Neue und flechten sie wie eine Girlande um ihr Politikverständnis.

Zur Klarstellung: Das, was wir in Russland vorfinden, ist alles andere als eine erstrebenswerte politische Variante zur Deutschlandpolitik. Dieser Satz gilt allerdings auch für die restlichen ca. 200 Staaten. Selbst wenn wir unseren, (russophobischen) auf Russland bezogenen, Propaganda-Medien kein Vertrauen entgegenbringen können, bleibt uns ohne Russisch-Kenntnisse nichts weiter übrig, als alle Informationen über Russland sowohl in unseren „Staats- und Leit-Medien“ als auch im Internet politisch-ideologisch klug selbst zu filtern. Im Ergebnis könnte es heißen, mit Russland unter Putin haben wir es heute mit einer Spielart von Despotismus zu tun, selbst wenn allen Anscheins nach die Mehrheit der Russen hinter Putins Politik steht. Ein Indiz dafür können Wahlergebnisse oder Umfragen zum Ukrainekrieg sein. Nach meiner Definition von Despotismus in Russland* (siehe auch Anmerkung) handelt es sich dort um eine äußerst negative Form der Regierung, da sie zu oft mit Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung oppositioneller Kräfte und Mangel an individuellen Freiheiten einhergeht. Diese Faktenlage erleichtert unserer Regierung Putin als Sündenbock für ihr Politik-Versagen zu deklamieren.

Was Putin anbelangt, bedienen sich selbst die WutbürgerInnen innerhalb der Parteien gelegentlich des Vergleichs mit Stalin oder Hitler. Das macht aber genauso wenig Sinn, wie den frauen- und schwulenfeindlichen Papst mit einem iranischen Mullah zu vergleichen.

Die Arroganz des Besserwissens abbauen

Jeder glaubt im Besitz der richtigen Erkenntnisse und ein profunder Putin-Kenner zu sein. Das ist Arroganz in hoher Perfektion. Was wir in unserer Gesellschaft dringend benötigen, ist eine gleichberechtigte Diskussion auf Augenhöhe, wenn wir über die unterschiedlichen Positionen bzgl. Putin, des Ukrainekriegs und seiner Ursachen sprechen – einen „Anti-Pinguinismus.“ Wenn niemand von uns über die Binnenkenntnisse des Moskauer Kremls und seines Nachrichtendienstes verfügt, kann auch niemand die wirklichen und eindeutigen Beweggründe für diesen grausamen Kriegseinsatz in der Ukraine halbwegs beweisträchtig benennen. An dieser Stelle ist jeder von uns gleichberechtigter Glaubensgenosse.

Wenn Kritiker der generalkritik.de-Seite ein Schwarz-Weißdenken bezüglich des Ukrainekriegs bezichtigen, ist das mehr als verwunderlich. In einem Aufsatz hier vom 12. März 2022 mit dem Titel „Der Ukraine-Krieg – Die Grammatik jedes Krieges ist hochkomplex“ sind von mir immerhin 21 (einundzwanzig in Worten) mögliche Ursachen für den aktuellen Krieg in der Ukraine aufgelistet. Daraus eine monokausale (auf nur eine Ursache zurückzuführende) Beurteilung „Russland gut – USA schlecht“ abzuleiten ist mehr als grotesk.
Selbstkritisch betrachtet gelingt es auch mir bei weitem nicht immer Multikausalität in mein Denken einzupflegen, um ein Schwarz-Weißdenken einzudämmen. Oft genug kann davon ausgegangen werden, dass zahlreiche politische, ökonomische, psychologische oder kulturelle Sachverhalte jeweils durch mehrere Ursachen und deren Zusammenwirken hervorgerufen werden. Deshalb können multikausale Erklärungen den monokausalen meist überlegen sein. Ich arbeite daran.

Es käme Deutschland sicherlich in vieler Hinsicht zugute, wenn wir schnellstmöglich und weitmöglichst vom Pinguin-Denken wegkommen. An seiner Stelle hier die Empfehlung, um im Tierbild zu bleiben, ein vielfarbiges Pfauen-Denken in unsere politische Diskussionskultur zu implementieren.

 

*Despotismus bezieht sich auf eine Form der autoritären Regierung, in der eine einzige Person oder eine kleine Gruppe von Menschen absolute und uneingeschränkte Macht über ein Land oder eine Region ausübt. In einem despotischen Regime gibt es oft keine wirksamen Mechanismen zur Begrenzung der Macht oder zur Kontrolle der Regierung durch die Bevölkerung. Die Entscheidungen werden allein von der herrschenden Person oder Gruppe getroffen, ohne Rücksicht auf die Interessen oder Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. Despotische Herrscher neigen dazu, autoritär und oft brutal vorzugehen, um ihre Macht zu festigen und zu erhalten. Sie können Opposition unterdrücken, politische Freiheiten einschränken und Rechtsstaatlichkeit ignorieren. Es gibt verschiedene Formen des Despotismus, von Monarchien mit absoluter Macht bis hin zu autoritären Diktaturen.